Die Schwäbisch Hall Unicorns sind wieder deutscher Meister im American Football. Im ausverkauften Berliner Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark besiegten sie vor 15.213 Zuschauern Samsung Frankfurt Universe mit 21:19 (0:13, 7:0, 0:0, 14:6).
Bei ihrer siebten Endspielteilnahme gewannen die Footballer der TSG Schwäbisch Hall im German Bowl XL damit nach 2011, 2012 und 2017 ihren vierten Titel. Gleichzeitig setzten sie damit die längste Siegesserie der 40-jährigen deutschen Football-Geschichte in der GFL fort: Seit Head Coach Jordan Neuman das Team 2017 von Siegfried Gehrke, einer der „Väter“ des Vereins und Head Coach für mehr als zwei Jahrzehnte, übernommen hat, haben die Unicorns noch kein Spiel verloren. 34 Siege inklusive zweien im German Bowl stehen aktuell zu Buche - sechs Siege in der Saison 2019 fehlen nun noch, um die längste bekannte Siegesserie des deutschen Teamsports in einer ersten Liga einzuholen (THW Kiel im Handball 2011 bis 2012).
Die Aussichten sind nicht schlecht, dass die Unicorns diese Marke knacken können. Der Sieg im bis auf den letzten verfügbaren Platz gefüllten Berliner Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark war schließlich auch der siebte in ebenso vielen Vergleichen gegen den Konkurrenten aus Frankfurt, der seit 2016 in der GFL Süd spielt und dort noch gegen keinen anderen Gegner verloren hat. Allerdings alle Spiele gegen die souveränen Unicorns - und für kommendes Jahr wird allgemein erwartet, dass Universe nicht erneut wie 2018 finanziell aus dem vollen schöpfen und einen Wunschkader wie dieses Jahr zusammenstellen kann.
Die Frankfurter sind das dritte Team nach Kiel und Braunschweig, gegen das die Schwäbisch Haller mit ihrem Konzept eines langfristigen fast ausschließlich auf eigene Jugendarbeit setzenden Programms sich auch im German Bowl durchsetzen konnten. In der 40.000-Einwohner-Stadt, deren Erster Bürgermeister Peter Klink beim German Bowl in Berlin selbstredend dabei war, sind sie die sportliche Nummer eins und setzen seit drei Jahrzehnten Maßstäbe, ohne mehr als nur punktuell Schlüsselspieler von außerhalb zu verpflichten. Quarterback Marco Ehrenfried ist eines der prominentesten „Eigengewächse“ der Unicorns-Jugendarbeit, die Spielmacherposition mit einem deutschen Spieler langfristig und zuverlässig besetzen und die beiden Ausländerpositionen auf dem Feld anderweitig nutzen zu können, ist einer der großen Vorteile, die es mit sich bringt, die eigene Ausbildung als allererste Priorität zu setzen.
Seit vergangenem Jahr bieten die Unicorns nun sogar in Kooperation mit einer Partnerschule die „Unicorns Academy“ an - eine spezielle gemeinsame Schulklasse für ihre Jugendspieler und andere sportlich begabte Jugendliche aus der Region. Gut möglich, dass dort bereits die Keimzelle für die German-Bowl-Sieger der 20er Jahre reift. Für das jetzige Jahrzehnt stellen die Schwäbisch Hall Unicorns bereits eine „Dynastie“ dar: Seit 2011 waren sie nur einmal nicht im German Bowl, mit vier Meistertiteln stehen sie für die letzten Jahre auf einer Stufe mit dem Rekordmeister New Yorker Lions aus Braunschweig.
Mit einem Blitzstart hatten die Frankfurter den Titelverteidiger zwar ein wenig überrascht: Andreas Betza und Sebastien Sagne auf Pass von Andrew Elffers hatten den Herausforderer in den ersten acht Minuten mit 13:0 in Führung gebracht. Für die Unicorns hatte dazwischen die erste Angriffsserie mit einer Interception geendet, Kweishi Brown fing einen Pass von Unicorns-Quarterback Marco Ehrenfried ab. Zu Beginn des zweiten Viertels kamen die Schwäbisch Haller allerdings ihrerseits durch einen 42-Yard-Pass von Ehrenfried auf Tyler Rutenbeck zum 7:13-Anschluss. Im dritten Viertel vergab Frankfurts junger Kicker Marius Duis einen kurzen Field-Goal-Versuch.
Anschließend marschierten die Unicorns im Abschlussviertel zur Entscheidung. Frankfurts Defense wehrte sich vor der eigenen Goal Line zwar heftig, doch ein Pass-Interference-Foul im vierten Versuch verschaffte den Hallern eine weitere Angriffsserie. Im dritten Versuch fand Quarterback Marco Ehrenfried dann Nate Robitaille zur 14:13-Führung. Danach marschierte Universe zwar zunächst zügig über das Feld, doch Andrew Elffers kassierte schließlich zwei Quarterback Sacks, beim zweiten schnappte sich Nikolas Knoblauch das Leder und lief zum 21:13 über 43 Yards in die Endzone. Knoblacuh wurde am Ende als MVP des German Bowl XL ausgezeichnet. Frankfurt gab noch lange nicht auf und kam tatsächlich nach einem Pass von Elffers auf Timothy Thomas noch einmal zu einem Touchdown. Doch die Two Point Conversion zum Ausgleich gelang nicht, ein dramatischer Onside Kick zwar schon. Wieder führte Elffers seine Farben noch zügig über das Feld - aber am Ende gelang auch der letzte Field-Goal-Versuch der Frankfurter nicht.
Der Rest war dann ein grün-weißer Jubelsturm.